Nach dem grossen Erfolg der Vespa 180 stellte Piaggio im Jahre 1972 die Rally mit 200 Kubikzentimeter Hubraum vor. Die Typenbezeichnung ist "VSE1T" und mit knapp über 41'tausend Stück ist sie nicht wirklich von grosser Stückzahl gewesen. Die Rally 200 ist schon auf den ersten Blick durch die weissen Seitenstreifen an der vorderen Radabdeckung und den Motorverkleidungen zu erkennen. Ähnlich wie mit den Seitenstreifen bei der Primavera ET3. Auch war sie die erste Vespa mit elektronischer Zündung anstelle der normalen Kontaktzündung. Als Topmodell der 1970'er Jahre war sie in zweifacher Hinsicht ein Renner. Zum Einen war die Nachfrage sehr hoch, und auch die Spitzengeschwindigkeit war enorm (laut Prospekt 110 km/h)
Diese Rally 200 konnte ich über ein Internet-Portal in der Nähe von Leno, in der Lombardei auffinden. Auf den ersten Blick in einem akzeptablen Zustand, aber mit Einschränkungen. Die vordere Bremse bräuchte eine Überarbeitung, und auch die Gangschaltung war so schwergängig, dass sich bereits bei einer Proberunde ein Seilzug der Gangschaltung verabschiedete. Die Gänge gehen auch nicht sauber rein, vermutlich müsste man mindestens noch das Schaltkreuz wechseln... Unter dem Strich eine typische "italienische Restauration" aber soweit ganz ok. Schon bei der Proberunde merkte man, dass der Motor wirklich ein Kraftpaket ist, und man es nicht mit einer normalen 125er zu tuen hat... Die Komplettrestauration startet im 2016.
Die Demontage ging mehrheitlich gut voran, einzig der Bolzen des Bremspedals entpuppte sich als wahre Plage. Mit Kriechöl, Heissluftföhn und Entroster konnte ich ihn etwas lockern. Zu guter Letzt ging es dann mit einer etwas abenteuerlichen Konstruktion vorwärts. Ich klemmte ein Stück Magnet an eine Schraubzwinge und konnte so den Bolzen entscheidend rausdrücken. Um die Vordergabel auseinander zu bauen, brauchte es auch einige Kraft und Entrostungspray.
Wenn der Lack ab ist, kommt die Wahrheit ans Licht. Leider hat sich diese Weisheit auch bei mir bestätigt.. Die verdeckten Schäden waren noch grösser, als angenommen. Das Beinschild hat weitgehende Schäden. Am Fussbereich total verbastelt und in schlechtem Zustand. Einer der Vorbesitzer meinte wohl Blinker montieren zu müssen, daher auch die Löcher im Beinschild. Vermutlich gab es auch mal ein Unfall, da der Lenker ein reparierten Schaden hat, und auch das Heck hat einige grob ausgebesserte Beulen. Die Seitenbacken sind ebenfalls nicht optimal und werden direkt ersetzt, da ich keine zweite Spachtel-Orgie geplant habe. Der vordere Kotflügel ist auch zu verbeult, es lohnt einfach nicht, sich damit stundenlang zu beschäftigen.
Das Beinschild und die Kaskade wurde fachmännisch ersetzt, neue Seitenbacken an die Karosserie angepasst und weitere Stellen der Rally korrigiert. Im Mittelteil kam noch eine gröbere Roststelle zum Vorschein... um das Blech zu schützen, wurde sogleich noch eine Grundierung aufgebracht, dazu wurde bei regnerischem Wetter ein kleines, selbst aufgebautes Plastikzelt genutzt. Dieses musste vorgängig noch auf ca. 24° aufgeheizt werden.
Die Motorhälften wurden glasperlgestrahlt damit der Motor ein gutes Finish hat, anschliessend folgt der Zusammenbau des Motors. Einige Teile sind speziell, das brauchte etwas Geduld zur Komplettierung. Bei dem Lenker wurden die überflüssigen Löcher wieder verschlossen und geschliffen.
Es ist einige Zeit vergangen, inzwischen ist die Rally auch lackiert .... leider hatte ich die Vespa aus zeitlichen Gründen nicht selbst geschliffen
und die Arbeiten wurden nicht ganz nach meinen Vorstellungen gemacht, ich muss sie partiell nochmals sandstrahlen und die entsprechenden Stellen korrigieren.
Die Seitenbacken und der Kotflügel wurden schonmal mit den typischen Rally-Streifen beklebt, Die anderen Arbeiten müssen leider noch warten.
endlich geschafft, fertig zusammengebaut, Motor läuft, alles funktioniert, und MFK mit Veteranenstatus!